
05
Der bewegte Vogel.
Anette Cramer erzählt in ihrem „Buch von der Stimme“, dass die älteren Chinesen ihre Singvögel beim Spazieren im Käfig mitnehmen. Wenn sie stehen bleiben, um ein paar Worte auszutauschen, bewegen sie währenddessen den Käfig leicht schaukelnd weiter.
Es mag uns westlichen Menschen eigenartig vorkommen, macht aber Sinn, wenn man den Grund dafür erfährt: Der Singvogel, der sich tagtäglich in seinem Käfig befindet, wird aufgrund des Schaukelns gezwungen zu balancieren und herum zu hüpfen. Dadurch bleibt der Vogel körperlich fit. Und dies ist wichtig, um Muskeln und „Kehlkopf“ geschmeidig und beweglich zu halten, sodass die Fähigkeit zu singen nicht verloren geht.
Bei uns Menschen ist es gewissermaßen ähnlich: Vereinfacht könnte man sagen, dass unser Kehlkopf mit dem gesamten Körper „online“ ist. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass wir bei der Stimmgebung – sei es beim Singen oder Sprechen – „bewegt“ sind. Ist der Körper durch zu wenig Bewegung und Lockerung verspannt oder zu lasch, verliert auch unsere Stimme an Geschmeidigkeit. Vor allem die Muskulatur im Schulterbereich soll locker sein, damit die Stimmlippen frei schwingen können.
Was können Sie nun für Ihren „Sing-Vogel“ tun? Lockern und schütteln Sie sich, bevor Sie eine wichtige Ansprache oder ein entscheidendes Gespräch haben. Achten Sie darauf, dass Sie gut zentriert und leicht federnd stehen, so als ob eine Balancierscheibe unter Ihren Füßen wäre.
Tipp: Haben Sie Nacken- und Schulterverspannungen? Hier eine einfache und wirksame Übung – „Der Löwengriff“: „Packen“ Sie Ihren Nacken mit einer Hand und ziehen Sie die Haut am Nacken mit einem festen und massierenden Griff solange vom Körper bis die Haut aus der Hand „weg rutscht“. Wiederholen Sie diese Bewegung bis sich Ihr Nacken gelöster anfühlt. Der untätige Arm und die Schulter hängen dabei locker nach unten.