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Lauschangriff mit Maske

„Können Sie das wiederholen, bitte?“ Wie Sie mit Maske besser verstanden werden, ohne sich zu verstellen, lesen Sie hier:

Stimme ist ein Beziehungsorgan: Das wird uns in Zeiten reduzierter Kontakte erst so richtig bewusst. Denn wir telefonieren mehr, pardon: Wir videofonieren – mit dem Vorteil, dass wir Mimik auch einsetzen können, wenn wir einander nicht persönlich gegenüberstehen. Was sonst noch zählt beim Fernkontakt und wie wir am Bildschirm gut rüberkommen, das verrät Barbara Widhalm in einem Interview mit dem KURIER, das wir hier exklusiv für unsere Stimm-Post-LeserInnen verlinkt haben.

Begegnen wir einander doch persönlich, so sprechen wir in vielen Fällen nur noch durch Maskenstoff hindurch. Tatsächlich behindert die Maske nicht nur das Virus, sondern auch das Verstandenwerden. „Wos homs gsogt?“

Denn wenn wir unser Gegenüber nicht mehr richtig erkennen können, weil wesentliche Teile des Gesichts verdeckt sind, wird die Stimme wichtiger; ebenso die Mimik der oberen Gesichtshälfte sowie der Blickkontakt.


Übrigens: Während der Lippenstift-Absatz ins Bodenlose fällt, gibt es ein deutliches Verkaufsplus bei Wimpertuschen und Lidschatten. Doch auch noch so perfekt geschminkte Augen können nicht über das fehlende Mundbild hinwegtrösten. Besonders problematisch für Menschen mit Hörbeeinträchtigung wie Altersschwerhörigkeit oder Nicht-Muttersprachler. Tatsächlich wirken Masken wie Schalldämpfer.

Masken bewirken noch viel mehr, und nicht alles ist uns bewusst:

  • Veränderungen in Lautstärke, Stimmlage und Schallübertragung (Filtereffekte, auch abhängig von der Art der Maske)
  • Atmungsveränderung (öfter Mund- statt Nasenatmung – forciert wiederum Hochatmung, korreliert auch mit Stress)
  • Artikulationseinschränkung (eingeschränkte Artikulationsweite/reduzierte Unterkiefer-Bewegung – forciert „Nuscheln“ und erhöhtes Sprechtempo)
  • Stimm-Nuancen (als Indikator für Stimmung) sind schwieriger wahrzunehmen.

Was hilft nun dabei, unsere Verständlichkeit zu verbessern?

  • Falls Sie zu den Schnell-Sprechern gehören: Gehen Sie gedanklich vom Gas.
  • Versuchen Sie, deutlich zu artikulieren. Mehr Bewegung im Gesichtsbereich unterstützt das Gegenüber. Und kurze Übungen wie Lippenflattern oder das Schneiden von Grimassen lockern die Artikulationsmuskeln.
  • Lächeln Sie mit den Augen. Lassen Sie die Augenbrauen tanzen. Das signalisiert Kommunikationsbereitschaft, auch wenn man nur wenig vom Gesicht sieht.
  • Drehen Sie an der Lautstärke. Es darf ruhig ein bisschen mehr sein. Aber nicht übertreiben! Wenn Sie zu laut werden, kann Ihre Stimme leicht nach oben rutschen oder Sie kommen ins Pressen, die Stimme klingt gequetscht. Was unangenehm werden kann.
  • Lassen Sie sich Elefanten-Ohren wachsen. Ein Klacks für alle, die mit dem Babyelefanten vertraut sind! Konkret: Setzen Sie die beiden Handflächen exakt hinter die Ohren, sodass sie quasi – mit nach vorne ausgerichteten Handinnenflächen – die Ohrmuschel vergrößern und die Ohren etwa 90 Grad vom Kopf abstehen. Nun verändern Sie den Winkel und bringen die (mittels Handflächen „erweiterten“) Ohrmuscheln in unterschiedliche Positionen, während Sie einen Text sprechen. Sie werden merken, wie die Position der „Elefanten-Ohren“ Stimme und Sprechen beeinflusst. Nach etwas Übung klappt die Einstellung dann auch, wenn Sie lediglich an Ihre „Elefanten-Ohren“ denken. Also Ohren spitzen und los geht’s! Aber Achtung: Achten Sie darauf, die Schultern entspannt zu lassen und Ihren Kopf königlich zu positionieren.

Was Sie davon haben: Die verschiedenen Winkel der Ohrmuscheln lassen uns Stimme und Sprechen anders wahrnehmen: weicher, voller oder tiefer. Die Position der Arme richtet außerdem den Oberkörper auf, was sich ebenfalls positiv auf den Stimmklang auswirkt. Gerade in Situationen, wo die Stimme eng oder gepresst wird, unterstützen die „Elefanten-Ohren“ oder die Vorstellung davon das (Nach-)Justieren der Stimme.

Sie sind schon Elefantenohren-Profi? Dann holen Sie sich doch weitere Stimm-Tipps aus Barbara Widhalms Bestseller „Stimm- und Sprechtraining. Praxistipps für alle, die etwas zu sagen haben“. Gibt’s um 11,90 EUR im Buchhandel. Und vielleicht schon bald unterm Weihnachtsbaum?

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