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Mund auf.
„Ähhh, wie bitte?“… – Tipps für eine gute Artikulation
Werde ich gut verstanden? In stressigen Augenblicken, wichtigen Momenten oder beim ersten Flirt? Vielleicht kennen Sie das: die Zunge stolpert über die Worte, Sie sprechen zu schnell, verhaspeln sich, werden undeutlich. Oder Sie sind vielleicht ein wenig maulfaul, neigen zum Nuscheln und hören von Ihrem Gesprächspartner immer wieder ein „Ähhh, wie bitte?“ …
Wir bieten Ihnen effiziente Hilfestellungen. Generell gilt: Nicht ein „gekünsteltes“ Sprechen, ein Sprechen wie ein Roboter oder eine übertriebene Artikulation sind erstrebenswert. Vielmehr sind Sie durch ökonomisches und authentisches Sprechen in Ihrer persönlichen Stimmlage optimal verständlich. Dieses Sprechen ist darüber hinaus hocheffizient: Es wird vom gesamten Körper unterstützt. Ein meist anzutreffender positiver Nebeneffekt einer guten Artikulation ist die ausgewogene Mimik, die die Kopfresonanzen anregt. Die optimale Ausformung der Sprachlaute führt außerdem zu einer günstigen Abgabe des Schalls. Ihre Stimme wird tragfähiger!
Wie und wo das Artikulieren erfolgt, ist vom einzelnen Laut abhängig: Begeben Sie sich doch auf eine Wahrnehmungsreise und erspüren Sie, welche Sprechwerkzeuge (Lippen, Zunge, Gaumensegel, …) an welcher Stelle im Mundraum in welcher Art und in welchem Ausmaß für die unterschiedlichen Laute aktiv werden müssen. Versuchen Sie es z. B. mit m, u, s, l, ch, w, t, j oder r. Sie werden überrascht sein, wie minimale Bewegungsänderungen Ihrer Sprechwerkzeuge den Laut verändern.
Wussten Sie, dass die Stimm- und Sprechbewegungen die komplexesten Bewegungsmuster sind, zu denen der Mensch fähig ist? Denn für die korrekte Bewegungsausführung der Stimm- und Sprechorgane müssen während des fortlaufenden Sprechens in jeder Sekunde ca. 150.000 Einzelentscheidungen vom Gehirn getroffen werden (Mathelitsch und Friedrich, 1991).
Wie Sie zu einer optimalen Artikulation finden?
Das Betrachten der beiden Extremvarianten wird Sie unterstützen. Die überdeutliche Artikulation – Prof. Coblenzer spricht hier ausdrucksstark von einer „polierten Schnauze“ – wirkt unnatürlich. Sie kann außerdem zu Verspannungen im Mund-Gesichtsbereich oder z.B. zu einem angestrengten Stimmklang führen. Im Gegensatz dazu werden bei einer zu flachen, „schlampigen“ Artikulation – beim „maulfaulen Nuscheln“ – die Endsilben oder Endkonsonanten getilgt („verschluckt“). Eine eingeschränkte Verständlichkeit ist die Folge.
Probieren Sie ein Experiment mit einem Korken aus!
Lesen Sie einen Text in gewohnter Art laut vor und beobachten Sie Ihre Artikulationsweise. Nehmen Sie nun einen Korken zwischen Ihre Schneidezähne und lesen Sie denselben Text nochmals. Der Text soll verständlich sein. Nehmen Sie dabei bewusst wahr, wie aktiv die Artikulations- bzw. Gesichtsmuskulatur werden muss, um den Text noch verständlich sprechen zu können. Lesen Sie den Text nun wieder ohne Korken: Gab es Änderungen zwischen dem ersten und dritten Leseversuch? Hat sich Ihre Artikulation verändert? Haben Sie Veränderungen im Sprechtempo wahrgenommen? Gab es stimmliche Veränderungen? Wie war Ihr Ausdruck, wie Ihre Mimik?
Der Effekt des Experiments: Mit dem Korken zwischen den Zähnen sind Sie nur dann verständlich, wenn Ihre Artikulationsbewegungen intensiviert und die „Artikulationsressourcen“ aktiviert werden. Dieser Effekt hält auch noch einige Zeit nach Ende des Korkensprechens an und zeigt, wie mühelos und präzise Ihr Sprechen gelingen kann. Außerdem wird durch diese „Korken-Übung“ die Wahrnehmung im Artikulationsbereich geschärft, und die Konsonanten werden besser ausgeformt. Wir sprechen somit mit weniger Mühe, langsamer, deutlicher und klangvoller!
Achtung: Sprechen Sie nicht zu lange mit dem Korken, um eine Überspannung im Artikulationsbereich zu vermeiden!